6. Fachtagung Sozialplanung
und Soziale Arbeit

Einsamkeit als gesellschaftliche Herausforderung

Einsamkeit avancierte in den letzten Jahren zu einer der drängendsten gesellschaftlichen Herausforderungen. Das Bundesamt für Statistik stellt fest, dass sich inzwischen 42 % der Bevölkerung in der Schweiz einsam fühlen. Spätestens seit dem «Social Distancing» der Corona-Pandemie wird Einsamkeit breiter diskutiert und u.a. als Folge digitalisierter Lebenswelten problematisiert. Die These von der allgemeinen gesellschaftlichen Ausbreitung von Einsamkeit bestimmt zunehmend die sozialpolitische Agenda. In den letzten Jahren wurden erste Interpellationen und Postulate auf Bundesebene eingereicht, die auf das «unfreiwillige Alleinsein» (Postulat 19.3487) oder auf die «Zunahme von Einpersonenhaushalten» (Interpellation 22.4106) hinweisen.

Auch Überlegungen im Kontext der Sozialen Arbeit finden entlang der Einsamkeitsthematik statt. Sie richten ihren Blick auf die Ausgrenzung und Marginalisierung ihrer Adressat:innen in vulnerablen Lebenslagen, behandeln Einsamkeit als Querschnittsthema und entwickeln mitunter neue und innovative Ansätze: Netzwerke gegen Einsamkeit werden gegründet. Künstliche Roboter-Robben sollen angesichts des wachsenden Personalmangels der Einsamkeit von Heimbewohner:innen mit einer Demenz entgegenwirken. Oder NGO’s organisieren Velotouren für Sans-Papiers, um eine Erfahrung zu ermöglichen, die zumindest kurzweilig aus der drückenden Isolation in Notunterkünften und Asylzentren zu befreien vermag.

Zahlreiche Spannungsfelder und Fragen treten zum Vorschein, sobald Einsamkeit wahrgenommen und bearbeitet wird. Welche strukturellen, gesellschaftlichen Bedingungen liegen Einsamkeitserfahrungen zu Grunde? Unter welchen Bedingungen verschleiert eine Betonung der individuell-psychologischen Ebene jene sozialen Phänomene wie Ausgrenzung, Missachtung und soziale Ungleichheit, welche für Einsamkeit ebenfalls relevant sind? Sind Sozialplanung und Soziale Arbeit gut beraten, Einsamkeit als gesellschaftliche «Herausforderung» zu verstehen und was kann sie dann und damit (nicht) tun? Inwiefern ist Soziale Arbeit angesichts der gesellschaftlichen Diagnose «Einsamkeit» aufgefordert, sich (neu) zu verorten und zu positionieren?

Die eintägige Fachtagung thematisiert Einsamkeit in ihrer Vielschichtigkeit, Heterogenität und Ambivalenz in unterschiedlichen gesellschaftlichen Kontexten und Handlungsfeldern der Sozialen Arbeit. Die Tagung hat zum Ziel, Soziale Arbeit, Sozialplanung, zivilgesellschaftliche Organisationen, Gemeinden und die Sozialpolitik zum Thema Einsamkeit miteinander ins Gespräch zu bringen und die aktuelle Relevanz für unterschiedliche Akteur:innen auszuloten und zu schärfen. Damit sollen verschiedene Lesarten von Einsamkeit aufgezeigt und Perspektiven entwickelt werden, die für eine professionelle Bearbeitung bedeutsam sind.

Tagungsleitung

  • Jörg Dittmann

    Prof. Dr. Jörg Dittmann

    Leiter des Instituts Sozialplanung, Organisationaler Wandel und Stadtentwicklung, Hochschule für Soziale Arbeit FHNW
  • Portrait Nathalie Pasche

    Nathalie Pasche, MA

    Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Institut Sozialplanung, Organisationaler Wandel und Stadtentwicklung, Hochschule für Soziale Arbeit FHNW

Tagungsorganisation

  • Portrait Caroline Jascha

    Caroline Jascha

    Institutsassistentin, Institut Sozialplanung, Organisationaler Wandel und Stadtentwicklung, Hochschule für Soziale Arbeit FHNW
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